The United States vs. Billie Holiday (2024)

Inhalt / Kritik

The United States vs. Billie Holiday (1)

In der Vereinigten Staaten der 1940er Jahre hat die afroamerikanische Sängerin Billie Holiday (Andra Day) etwas erreicht, von dem viele nur träumen können und was sie zu einer Heldin für viele macht. Nicht nur ist sie sehr erfolgreich und tritt mit Größen wie Louis Armstrong auf, ihre Songs wie „All of Me“ oder „Strange Fruit“ erfreuen sich enormer Beliebtheit beim Publikum. Jedoch ist vielen vor allem letzterer Song ein Dorn im Auge, behandelt dieser doch in sehr grausamen Details das Unrecht der Lynchjustiz, vor allem im Süden der USA. Ihr Manager möchte gar weiteren Ärger verhindern und es seinem Star untersagen, das Lied bei Auftritten zu singen, wogegen sich Billie nach wie vor weigert. Ohne ihr Wissen bringt sie dies ins Fadenkreuz des FBI, insbesondere von Agent Harry J. Anslinger (Garrett Hedlund), einem ambitionierten Beamten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen die Drogenkriminalität in den USA mit aller Härte vorzugehen. Auf Bestreben seiner Vorgesetzten hin, nimmt er sich in erster Linie Holiday vor, die wegen ihrer Promiskuität und ihres Drogenkonsums bereits einen gewissen Ruf in Künstlerkreisen genießt. Der junge afroamerikanische Agent Jimmy Fletcher (Trevante Rhodes), der nach seiner Rückkehr aus dem Krieg sich einen Namen im FBI machen will, spielt für Anslinger eine zentrale Rolle in seinem Plan und soll das Vertrauen Holidays für sich gewinnen.

Schließlich wird Holiday verhaftet und wegen Drogenkonsums der Prozess gemacht, der eine Gefängnisstrafe nach sich zieht. Gezeichnet von dieser Erfahrung kehrt die Sängerin nach einem Jahr zurück ins Showgeschäft, jedoch lassen die Behörden sie nach wie vor nicht aus den Augen, spionieren ihr nach und versuchen Anhaltspunkte für eine erneute Verhaftung zu sammeln. Auch Fletcher, der sich gegenüber Holiday schuldig fühlt, soll wieder eine wichtige Rolle übernehmen, doch mit der Zeit lernt er die wahre Billie Holiday kennen, ihre Leiden und ihr Trauma, und welches Los der Kampf gegen Rassismus und Ungerechtigkeit von ihr fordert.

Formen der Abhängigkeit

In Filmen wie Precious – Das Leben ist kostbaroder Der Butlersetzte sich der US-amerikanische Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Lee Daniels mit der Geschichte seines Heimatlandes auseinander, insbesondere mit Aspekten wie Rassismus und soziale Ungleichheit. Die Biografie der gefeierten Sängerin Billie Holiday vereint viele dieser Punkte, entwirft aber zugleich ein Porträt der USA in den 1940er und 1950er Jahren als eine Ära geprägt von Konformismus, dem Kalten Krieg und dem Kampf gegen alles „Unamerikanische“. The United States vs. Billie Holiday basiert auf dem Sachbuch Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs von Johann Hari, in welchem unter anderem anhand von Beispielen wie Holiday gezeigt wird, welche teils fragwürdigen Maßnahmen die Behörden im Kampf gegen Drogenkriminalität einsetzten und welche Opfer dies forderte.

Insgesamt muss man einen Film wie The United States vs. Billie Holiday verstehen als eine Mischung aus Künstlerbiografie und einer Art Sozial- oder Verschwörungsdrama. In Suzan Lori-Parks’ Drehbuch wird Holiday als eine Getriebene verstanden, die zwar willens ist, den Kampf gegen das System auszufechten, aber zusehends an dieser Aufgabe zu scheitern droht. Die von Andra Day gespielte Sängerin sieht sich im Zwiespalt zwischen diesem Kampf und der Entschlossenheit auf der einen Seite und der Abhängigkeit auf der anderen Seite. Abhängig ist sie keinesfalls nur von den Drogen oder dem Alkohol, die bisweilen eher wie Begleiterscheinungen eines viel tiefgreifenderen Traumas wirken, sondern auch vom Erfolg und dem Publikum, welches Billie Holiday, die Sängerin wie auch den Star, definiert. Das Perfide, wie es Daniels’ Inszenierung und Parks’ Drehbuch andeuten, ist das Spiel mit dieser Abhängigkeit, die Manipulation des Images, welches nicht mehr länger nur in der Hand der Künstlerin liegt, sondern auch in der eines Systems, das sie am liebsten mundtot machen will.

Ein Exempel

Nicht nur durch Songs wie „Strange Fruit“, sondern vielmehr durch ihren ganzen Lebenswandel ist Holiday die Antithese zur auf Konformismus bedachten USA, innerhalb derer Menschen wie J. Edgar Hoover im Geheimen die Fäden zogen. Das Exzessive bietet eine Plattform für allerlei Tratsch und eine Zielscheibe in den Augen von Menschen wie dem Karrieristen Anslinger, dessen Position innerhalb der Hierarchie des FBI ihn zu einem geradezu menschenverachtenden, machtbesessenen Wesen gemacht hat, zumindest in der Version, die wir im Film sehen. So vereint sich in The United States vs. Billie Holiday das persönliche wie auch gesellschaftliche Drama, wobei der Fokus nicht immer ganz klar zu sein scheint.

Insbesondere die Darstellung Andra Days als Billie Holiday hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer. Day, die schon mit dem Golden Globe für ihre Darstellung ausgezeichnet wurde und für den Oscar in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ nominiert war, spielt überzeugend eine Frau, die in ihren Songs eben jene Dämonen versucht auszutreiben, die bisweilen die Kontrolle über sie übernehmen. Durch ihre Darstellung zeigt sich das Porträt einer Frau, die sich nicht anpassen will, die gehört werden und sich für andere einsetzen will, aber in einen Kampf verwickelt ist, der zusehends aussichtslos erscheint.

Credits

OT: „The United States vs. Billie Holiday“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Suzan-Lori Parks
Musik: Kris Bowers
Kamera: Andrew Dunn
Besetzung: Andra Day, Trevante Rhodes, Natasha Lyonne, Garrett Hedlund

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Als Expertin auf dem Gebiet der Filmgeschichte und -analyse kann ich Ihnen Informationen zu den in dem Artikel erwähnten Konzepten geben.

Billie Holiday

Billie Holiday war eine afroamerikanische Sängerin, die in den 1940er Jahren in den Vereinigten Staaten sehr erfolgreich war. Sie trat mit bekannten Musikern wie Louis Armstrong auf und ihre Songs wie "All of Me" und "Strange Fruit" waren beim Publikum sehr beliebt.

"Strange Fruit"

"Strange Fruit" ist ein Song, der in dem Artikel erwähnt wird und von Billie Holiday gesungen wurde. Der Song behandelt das Unrecht der Lynchjustiz, insbesondere im Süden der USA, und beschreibt die grausamen Details dieser Praktiken.

FBI und Agent Harry J. Anslinger

Das FBI, das Federal Bureau of Investigation, ist eine Bundesbehörde in den Vereinigten Staaten, die für die Strafverfolgung und die nationale Sicherheit zuständig ist. In dem Artikel wird Agent Harry J. Anslinger erwähnt, der ein ambitionierter Beamter des FBI ist und es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen die Drogenkriminalität in den USA vorzugehen.

Drogenkonsum und Verhaftung

In dem Artikel wird erwähnt, dass Billie Holiday wegen ihres Drogenkonsums verhaftet und der Prozess gemacht wurde, was zu einer Gefängnisstrafe führte. Nach einem Jahr kehrte sie ins Showgeschäft zurück, wurde aber weiterhin von den Behörden überwacht und es wurden Anhaltspunkte für eine erneute Verhaftung gesammelt.

Soziale Ungleichheit und Rassismus

Der Film "The United States vs. Billie Holiday" thematisiert auch soziale Ungleichheit und Rassismus in den USA der 1940er und 1950er Jahre. Billie Holiday wird als eine Frau dargestellt, die sich gegen das System auflehnt, aber zunehmend an dieser Aufgabe zu scheitern droht. Der Film zeigt die Kämpfe, die sie als afroamerikanische Künstlerin gegen Rassismus und Ungerechtigkeit führen musste.

Lee Daniels und Suzan-Lori Parks

Lee Daniels ist ein US-amerikanischer Regisseur, Produzent und Drehbuchautor, der für Filme wie "Precious - Das Leben ist kostbar" und "Der Butler" bekannt ist. Suzan-Lori Parks ist eine US-amerikanische Dramatikerin und Drehbuchautorin, die das Drehbuch für "The United States vs. Billie Holiday" geschrieben hat.

Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs

"Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs" ist ein Sachbuch von Johann Hari, auf dem der Film "The United States vs. Billie Holiday" basiert. Das Buch behandelt unter anderem die fragwürdigen Maßnahmen, die die Behörden im Kampf gegen Drogenkriminalität ergriffen haben und die Opfer, die dies gefordert hat.

Andra Day

Andra Day ist eine US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin, die in dem Film "The United States vs. Billie Holiday" die Rolle von Billie Holiday spielt. Sie wurde für ihre Darstellung mit einem Golden Globe ausgezeichnet und war für einen Oscar als beste Schauspielerin nominiert.

Weitere Informationen

Wenn Sie weitere Informationen zu den genannten Konzepten oder zum Film "The United States vs. Billie Holiday" wünschen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

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